DFB nach 0:0 gegen Ukraine: Basics stimmen, aber Gefahren lauern | NOZ (2024)

Von Frank Hellmann | 04.06.2024, 12:32 Uhr

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Intensität, Spielfreude und Tempo der deutschen Fußball-Nationalmannschaft stimmen beim Test gegen die Ukraine - trotz des 0:0. Doch kurz vor dem EM-Eröffnungsspiel lauern auch noch einige Risiken auf den DFB.

Vielleicht gar nicht verkehrt, dass kürzlich das Sondereinsatzkommando der Polizei eine Lehrstunde im Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft gegeben hat, um die kickende Elite auf besondere Momente beim Heimturnier vorzubereiten. Was im beschaulichen Blankenhain in Thüringen noch als Zerstreuung gedacht war, mündete am Rande des EM-Testspiels der DFB-Auswahl gegen die Ukraine (0:0) im vollbesetzten Max-Morlock-Stadion von Nürnberg beinahe in den Ernstfall. Die wegen des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz mit einem Großaufgebot angerückte Polizei warnte kurz vor Mitternacht jedenfalls vor „einer konkreten Gefahrensituation im Außenbereich“, weshalb beide Teams zunächst festsaßen.

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Einsatzkräfte hatten einen sprengstoffverdächtigen Gegenstand gefunden, ehe Entwarnung kam:Es hatte sich nur um einen herrenlosen Koffer gehandelt. Doch die Informationen tröpfelten im Umfeld nur spärlich – und einige Menschen wirkten bereits reichlich verunsichert.Der vom Publikum mit einem Pfeifkonzert bedachte Kanzler hatte den Spielort zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. Bei seinem Kabinenbesuch habe sich der SPD-Politiker kurz gehalten, weil ich „vorher viel zur Mannschaft gelabert habe“, verriet Bundestrainer Julian Nagelmann mit einem Augenzwinkern: „Er hat uns viel Glück gewünscht und gesagt, dass das Land hinter uns steht. Die Daumen sind gedrückt.“

Besuchte nach der Partie die Kabine der DFB-Elf: Bundeskanzler Olaf Scholz (rechts), neben DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Foto: imago

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Während der Staat bei dieser EM offenbar in Sicherheitsfragen voll gefordert wird, muss der Bundestrainer die Risiken auf dem Rasen verantworten – und da war gegenüber dem wilden Jubiläumsspiel vor einem Jahr in Bremen gegen denselben Gegner (3:3) ein deutlicher Fortschritt erkennbar. Größtenteils presste das deutsche Team so hoch, dass die vielen Ballgewinne bereits im Ansatz die ukrainischen Umschaltaktionen verhinderte. Überhaupt stimmten Intensität und Tempo, Vorwärtsdrang und Spielfreude. „Der wichtigste Indikator ist, dass ich eine Mannschaft sehen will, die gewinnen möchte“, bilanzierte der Bundestrainer zu nächtlicher Stunde zufrieden.

Neuer lässt den Atem stocken

Nur einmal stockte 42.789 Augenzeugen der Atem: Als Manuel Neuer zwar kurz vor Schluss fast an der Mittellinie rettete, aber den Ball in die Füße eines Gegners spielte. Wäre dieser Fauxpas wirklich schiefgegangen, hätte die Debatte um den Sonderstatus des 38-Jährigen voll begonnen. Der Trainer allerdings seinen Torhüter sofort: „Wenn er den Ball nicht holt, wenn er tiefer steht und nicht mitspielt, dann ist es ein deutlich größerer Fehler mit schwerwiegenderen Folgen.“ Kann man, muss man nicht so sehen. Nagelsmann will partout keine Debatte um seine Nummer eins.

Größer scheint indes die Gefahr, dass die Mission wie bei der vermasselten WM 2022 in Katar am Chancenwucher scheitert. Mangelnde Effektivität im Abschluss sind als Kardinalproblem der letzten Turniere eigentlich klar identifiziert - Hansi Flick war vor allem auch daran gescheitert.Sein Nachfolger machte in der zum Medienbereich umfunktionierten Turnhalle trotz der Nullnummer gegen den tapferen EM-Teilnehmer aus der kriegsgeplagten Nation einen erstaunlich aufgeräumten Eindruck: „Ich bin sehr guter Dinge, dass wir diesen einen Moment noch kreieren, dass wir das Tor machen und dann noch weitere folgen lassen“, führte der 36-Jährige mit Blick aufs EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland in München (14. Juni) aus.

Sieht noch Verbesserungspotenzial: Bundestrainer Julian Nagelsmann. Foto: imago

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Weil indes am Montagabend 27 Versuche erfolglos blieben, sieht das Trainerteam um den ehemaligen Stürmer Sandro Wagner hier einen Ansatz für die Arbeit auf dem Homeground des (Noch-)Ausrüsters Adidas in Herzogenaurach.„Es ist ein bisschen zu einfach aus Trainersicht, zu sagen, es ist nur Glück. Wir werden es schon weiter trainieren“, kündigte Nagelsmann an. Für Titelträume muss das Toreschießen klappen.

Vermutlich wäre das glücklose Anrennen gegen das gelb-blaue Bollwerk ein Königreich für einen kopfballstarken Mittelstürmer wie Niclas Füllkrug gewesen, der aber wegen des Champions-League-Finals genau wie Antonio Rüdiger, Toni Kroos und Klubkollege Nico Schlotterbeck noch pausierte. Tatsächlich fehlten im Frankenland einige offensive Optionen, weil auch Leroy Sané letztmals seine Sperre aus dem Länderspiel gegen Österreich (0:2) abbrummte.

Weiter Sorgen um Sané - Beier profiliert sich

Der 27-Jährige leidet zudem an hartnäckigen Schambeinproblemen, soll aber bei der EM-Generalprobe gegen Griechenland (Freitag 20.45 Uhr/RTL) unbedingt Spielpraxis sammeln. „Er hat in der Nationalmannschaft keinen Rhythmus. Er wird nicht jedes Spiel 90 Minuten machen können, das ist nahezu ausgeschlossen“, sagte Nagelsmann, der sich dennoch in Mönchengladbach deutliche Signale vom Flügelmann des FC Bayern wünscht.

So wie sie vom frechen Debütanten Maximilian Beier kamen: Der Shootingstar der TSG Hoffenheim hätte beinahe mit seinem ersten Ballkontakt getroffen, punktete mit weiteren Geistesblitzen - und bekam ein Sonderlob des Bundestrainers: „Maxi hat ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht.“ Der 21-Jährige hat seine EM-Chancen mit einem beherzten 30-Minuten-Auftritt verbessert.Nagelsmann muss ja noch einen Spieler aus seinem Aufgebot bis spätestens am Freitag streichen. Seine Vermutung: „Stand heute wird es jemand treffen, der es nicht verdient hat.“

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